Vor einer Woche verstarb unsere Großmutter. Sie war lange krank gewesen und konnte in ihren letzten Monaten kaum noch aufstehen.
Sie war eine willensstarke Frau mit einem harten, manchmal schroffen Charakter. Ihr Starrsinn hatte einst unseren Großvater vertrieben, sodass sie allein mit den Kindern zurückblieb.
Sie zog sie in extremer Armut auf und kämpfte, um ihnen das Nötigste zu geben. Mein Vater erinnerte sich, dass es Zeiten gab, in denen sie nur trockenes Brot zu essen hatten. Das Leben war hart, aber sie gab niemals auf.
Nach ihrem Tod versammelten wir uns in ihrem Zimmer, um ihre Sachen zu ordnen. Im Schrank gegenüber ihrem Bett fanden wir ein altes Familienfotoalbum. Doch was uns wirklich schockierte, war eine geheimnisvolle Holzschatulle, die wir noch nie zuvor gesehen hatten.
Sie war alt, das Schloss war längst gebrochen, sodass wir sie leicht öffnen konnten. Doch der Inhalt ließ uns fassungslos zurück – eine große Summe Geld, nicht nur in unserer Währung, sondern auch aus anderen Ländern.
— Woher hat sie all das Geld? — flüsterte mein Vater ungläubig.
Wir fanden keine Antworten. Warum hatte sie so in Armut gelebt, wenn sie helfen konnte? Warum ließ sie ihre Kinder leiden, obwohl sie genug besaß?
— Mama, warum hast du das Geld nicht benutzt, als uns die Wohnung weggenommen wurde? Warum hast du mir nicht mit meinem Studium geholfen? — die Stimme meines Vaters bebte vor Schmerz.
Das Geheimnis dieses versteckten Reichtums blieb ungelöst. Vielleicht hatte sie ihre Gründe, doch wir würden es nie erfahren.
Letztendlich nutzte mein Vater das Geld, um eine neue Wohnung für unsere Familie zu kaufen. Wenigstens brachte es uns etwas Gutes – auch wenn es zu spät kam.